De Petter un’s Geetche

De Petter un’s Geetche

Wurde ein neuer Erdenbürger in Ober-Roden vom „Storck“ aus dem Braaretbörnche ins Haus gebracht, war es das erste, einen „Petter“ oder ein „Geetche“ zu suchen. Dieser oder dieses war meistens aus dem engsten Kreis des Familienclans. War es ein Junge, hatte der Vater das Vorrecht, aus seiner Familie den „Petter“ zu suchen und zu nominieren, war es ein Mädchen, war die Mutterseite dran mit dem „Geetchen“.

Diese so Nominierten freuten sich natürlich und bestimmten dann auch den Namen des Neugeborenen, was ja fast immer ihr eigener war, zumindest aber war ihr Name als Zweitname dabei. Bei der Taufe in der Kirche mußte er natürlich den Täulling halten und alle Fragen des Plarrers im Namen des Kindes beantworten.

Als äußeres Zeichen wurde ihnen vorher ein Sträußchen an die linke Brustseite gesteckt, und es hieß dann im Familienkreise „er oder sie iss grouß woarn“. Das bedeutete dann, und das auch für das ganze Leben des Neugeborenen, daß der „Petter“ oder das „Geetchen“ die einílußreichste Bezugsperson nach den Eltern fiir das Kind waren. Ganz selbstverständlich wurde dann der „Petter“ oder der Mann vom „Geetche“ – den man ja auch „Petter“ nannte – beim Ableben eines Elternteiles zum Vorrnund ernannt, was ernicht ablehnen durfte.

Bei der Tauffeier selbst, die in kleinstem Kreise aus Kaífeetrinken bestand, wurde von der Hebamme von den Anwesenden für den „Petter“ oder „s’Geetche“ gesammelt -und wenn 3 – 4 Mark zusammen kamen, waren sie natürlich ganz stolz. Dafür durfte dann der Neubürger vom „Petter“ oder „Geetche“ bis zu seinem Kommuniontage (Weißer Sonntag) an Ostern, Kerb, Weihnachten, Neujahr und am Geburtstag ein Geschenk erwarten. Besonders stolz aber war man auf die Neujahrsbrezel, die man mittags nach dem Essen beim „Petter“ oder „Geetche“ holte – und man tat sich dann oft mit dem Spruch groß: Prost Neijohr – Brätzel wie’s Scheiertor (so groß wie ein Scheunentor) – Brätzel wie’s Bruch (eine Wiese in Richtung Nieder-Roden) – häwwe merr die ganz Wuch…

Mit freundlicher Genehmigung des Heimat- und Geschichtsverein Rödermark
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