Wie ein Ochs die Ober-Röder um eine Glocke brachte.

Wie ein Ochs die Ober-Röder um eine Glocke brachte.

Vor langer Zeit, so erzählt man sich, buddelten Ober- und Nieder-Röder eine Glocke aus und zwar auf der Grundstücksgrenze. Wann man die Glocke dort vergraben hatte, und von welchem Kirchturm sie stammte, wußte keine mehr.

Da die Ober- und Nieder-Röder schon immer friedliche Leute waren, wollten sie sich nicht streiten und kamen auf die Idee, aus jedem Ort einen jungen Ochsen an die Glocke zu spannen, jeweils mit Blickrichtung zum heimischen Kirchturm. Die Glocke sollte dann in jener Gemeinde bleibe, in die sie die Glocke zieht.

Ober-Roden verlor, da man vergessen hatte, daß der Ober-Rodener Ochs aus Nieder-Roden stammte und folglich mehr nach Nieder- als nach Ober-Roden zog. Daraus zu schließen, daß es alle Ochsen nach Nieder-Roden zieht, wäre freilich verleumderisch.

Mit freundlicher Genehmigung des Heimat- und Geschichtsverein Rödermark sowie der Stadt Rödermark.
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Die Aawer un die Bersch

Die Aawer un die Bersch

Zwei Familien in Ober-Roden wurden mir den Worten geprägt, sogenannte „Ounoome“, die, wenn schon einmal ausgesprochen, überhaupt nichts Abträgliches aussagen, aber in ihrer Entstehung köstlich amüsant und für frühere Zeiten charakteristisch, für heutige Zeiten aber wertvoll sind, festgehalten zu werden.

So waren einmal zwei Bauern, aus welchem Grund auch immer, mit Pferd und Wagen unterwegs in den Odenwald. Man handelte damals mit irdenem Geschirr, aber auch mit Heu und Stroh, das man irgendwo holte und dann nach Offenbach und Frankfurt weiterverkaufte. Gute Abnehmer dafür waren die Brauereien für ihre Pferde oder auch private Reitpferdbesitzer. Besage Bauern also waren unterwegs, und ihr Ziel war diesmal Höchst im Odenwald. Daß man dabei oft zwei bis drei Tage und Nächte unterwegs war, galt schon fast als normal.

Köstlich dann aber später am Bauernstammtisch zuzuhören, wenn das Erlebte erzählt wurde. Und so entstand folgender Dialog.

Der eine Bauer, die Fahrt nach Höchst im Odenwald schildernd: s’Ort enaus gait’s – äwwer dann zieht’s sich. Darauf der andere Bauer: e schäi Foaert, gure Wää, „aawer“ – und dann fiel der erste Bauer wieder ein „de Bersch“

Gemeint war der Anfahrtsweg bis zu Höchster Rondell, der sich 3 km lang bis Frau Nauses ständig steigend ninzieht wo besagte Pferdchen ziemlich abgeschlafft ankamen und endlich den verdienten „Hawwersack“ umgehängt bekamen.

Beide Bauern aber – und das wurde dann auch auf spätere Generationen übernommen, waren die „Aawer“ und die „Bersch“

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Heit gäits stoppele

Heit gäits stoppele

Es war vor Kirchweih, also um die Zeit, wo Matthäus Namenstag hat, deshalb heißt es in Ober-Roden „Mattes läit die Kerb“. Das heißt, der Sonntag nach Matthäus ist in Ober-Roden immer „die Kerbsunntoag“. Samstags davor bekamen die Schulkinder ihre Herbstzeugnisse und sieben Wochen Ferien.

Aber nicht wegen der Zeugnisse oder wegen der Kerb gab’s die sogenannten großen Ferien, sondern am Kerbdienstag ging’s, das war ungeschriebenes Gesetz, zum Kartoffelausmachen. So gingen alle Frauen, die Kinder hatten und nicht berufstätig waren, zu den Bauern Kartoffelausmachen. Das geschah von Hand mit einem „Hooge“ oder „Koarscht“, mit dem jeder einzelne Kartoffelbusch ausgeharkt werden mußte. Sie verdienten sich so ihre Winterkartoffeln oder 5,00 RM am Tage, soviel war ein Zentner Kartoffel wert. Da Kartoffeln in der Großfamilie die Hauptnahrung war, kellerten die meisten Familien 30 bis 40 Zentner für den Winter ein oder bis es wieder neue Kartoffeln gab.

Zum Ausmachen ging es früh um 8.00 Uhr los. Jeder hatte sein „Koarscht uffem Buckel“ mit leeren Säcken oder eine „Moahne“ daran. Hing dann gegen 10.00 Uhr der Nebel weg, sah man überall im Kartoffelfeld an verschiedenen Äckern 6 – 10 Frauen und Männer stehen, die fleißig Kartoffeln ausharkten.

Als es 12.00 Uhr läutete, kam die Bauersfrau mit dem Essen. Dies hatte sie in einer Moahne mit Hilfe eines Kringen auf dem Kopf ins Feld gebracht. Meistens war es eine gute Erbsen-, Bohnen- oder Linsensuppe. Dazu gab es ein Stück Butter- oder Marmeladenbrot. Wenn’s gut ging, waren auch ein paar Brocken Speck in der Suppe.

Nach dem Essen ging’s dann ans Kartoffelauflesen und zwar in drei Sorten, die dicken für den Verkauf in der Stadt, die Mittleren zum Eigenverbrauch und die kleinen für Futterkartoffeln. Diese kleinen Kartoffeln aufzulesen, war die Kinderarbeit. Dies war alles so bis gegen 16.00 Uhr fertig, es wurde Kaffee getrunken und gegen 18.00 Uhr gings nach Hause.

Daß am Abend jeder sein Kreuz spürte, braucht man wohl kaum zu erwähnen. „Meu Rick-, meu Kreuz-, meu Oarschgelenk, alles minoanner hott die Grenk“ Dies alles ging so drei bis vier Wochen, bis die letzten Kartoffeln aus waren. Und nun begann das „Stoppele“, d.h. man durfte mit einem Säckchen oder Korb über die abgeernteten Äcker laufen und die herumliegenden Kartoffeln einsammeln. Für Familien, die keine eigenen Äcker, dafür aber 5-6 hungrige Mäuler hatten, war das sehr wichtig. Wenn es auch nur 2-3 Zentner Kartoffeln waren, man konnte damit ein Schweinchen oder Ziegen füttern. Die Ziegen waren die „Orme Leits Kieh“ und Leute, die sich auf solche Weise über Wasser hielten, nannte man „Gaasebauern“. Aber auch sie hatten jedes Jahr ein Schlachtfest. Wenn das Schweinchen einigermaßen fett war, wurde noch eine Ziege dazu geschlachtet und beides verwurstelt. An solchem Schlachtfest hatte natürlich die ganze Verwandtschaft teil, alle bekamen eine Kanne Wurstsuppe, eine große Wurst und für jedes Kind „e kloo Wärschtche“, dies hat alles ganz schön über die Zeit geholfen.

Ähnlich, und das fiel in die selbe Zeit, war es mit den Äpfeln oder nach der Kornernte mit dem Ährenlesen. Man streifte über die Äcker und las jede einzelne Ähre auf, die zu einem Strauß gebündelt, stolz ach Hause getragen wurde. Wenn beim Ährenlesen nur soviel Korn für 5-6 Laib Brot herauskamen, sie halfen, hungrige Mäuler zu stopfen, und vielen klingen die Worte noch heute im Ohr: „heit gäits stoppele“.

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Ebbelbuff

Ebbelbuff

Ebbelbrei kennt mer zwar in der ganz Frankfurter Kante, äwwer Ebbelbuff is in Oweräirer Ausdruck fer Ebbelbrei (Apfelbrei). Und deß woar früher es Hauptschmerersel uffs Brot, walls halt ach billigst woar.

Kaum woarn Äbbelbeem verblüht un hann nooch e paar Wuche Frucht angesetzt, hat mer schun gewoort, bis die erste Krotze abgefalle sein. Un die dorft mer ufflese an der Orwischer-; Nirreräirer-; Mässeheiser- und Frankforter Schosse. Am meiste hann nach emme Storm oder heftige Wind unne geläje.

Woann nit nveel hunne gelähe hon, hat mer halt es bisje noachgeholfe un an de Beem geschillt, bis mer seu Säckele voll hat. Dehaam hottse dann die Moamme gescheelt un gekocht, und schun hann mer wirrer e Zeit lang äbbes uffs Brot.

Deß de Ebbelbuff auchh gut forn Stuhlgang woar, beweist deß do de zu bassende un ach geläufige Versje: Ebbelbuff, knebb die Hose uff un laaf die Orwischer Wä enuff.

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Ebbelbuff. Siehe Wörterbuch für Rödermark
 
 

Messenhäuser Geschichte

Messenhäuser Geschichte

Allen bestens bekannt, daß die Messenhäuser in der Kreisstadt Dieburg oft am Gericht zu tun hatten..! Jedes Anliegen wurde persönlich vorgebracht und jeder wollte Recht haben. So erging es auch seller Frau, die kein eigenes Fuhrwerk hatte und mit der Eisenbahn nach Dieburg kommen mußte.
Verschwitzt am Ober-Röder Bahnhof angekommen, verlangte sie vom Vorsteher eine Fahrkarten „Dieburg und zurück“ und fragte gleich: „Wann kommt der Zug?“
„Lieb Fraache,“ sagte der Vorsteher, „der Zug is allwei fortgefahren und der nächste geht erst in zwaa Stund!“
Da stampfte die Messenhäuser Fraa mit dem Fuß auf den Erdboden und kreischte mit üwwerzwercher Stimme: „Fort ze misse, fort ze wolle und nit fort ze kenne, deß iss zum Verplatze! Wann ich heut‘ in Dieburg meinen Termin verpasse, krieh ich die Bahn am Henkarsch!!“
 
 
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